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Mehrere Münzstapel in absteigender Reihe, als Symbol für ein Tilgungsdarlehen

Tilgungsdarlehen: Kredit mit sinkender Rate

Ein Kredit ist kein Produkt von der Stange. Als Kreditnehmer/in solltest du dich daher vorab mit allen verfügbaren Optionen vertraut machen, um am Ende die Darlehensform zu wählen, die am besten zu dir und deinen individuellen Anforderungen passt. Eine eher weniger bekannte Kreditart ist etwa das Tilgungsdarlehen mit seinen kontinuierlich sinkenden Raten. Was es darüber hinaus noch kennzeichnet und in welchen Situationen es sinnvoll ist, erfährst du hier.

Was ist ein Tilgungsdarlehen?

Ein Tilgungsdarlehen – auch Abzahlungsdarlehen genannt – zeichnet sich vorrangig durch einen gleichbleibenden Tilgungsanteil und damit durch sinkende Kreditraten aus.

Die Kreditrate besteht bei den meisten Darlehensarten aus zwei Komponenten: dem Tilgungs- und dem Zinsanteil. Da sich der Zinsanteil immer an der Restschuld orientiert und da diese mit der Zeit immer weniger wird, sinkt folglich auch der Zinsanteil. Beim meist üblichen Annuitätendarlehen wird dies durch einen steigenden Tilgungsanteil kompensiert, sodass die Kreditrate insgesamt immer gleich hoch bleibt. Beim Tilgungsdarlehen hingegen nimmt der Zinsanteil zwar auch ab, doch die Tilgung bleibt gleich. Das führt insgesamt zu über die gesamte Tilgungsdauer sinkenden Kreditraten.

Den Zahlungsturnus beim Tilgungsdarlehen kannst du frei mit der Bank vereinbaren. Möglich sind sowohl monatliche als auch quartalsweise, halbjährliche oder jährliche Zahlungen.

Tilgungsdarlehen mit oder ohne Zinsbindung?

Das Tilgungsdarlehen gibt es sowohl mit als auch ohne Zinsbindung. Bei Letzterem orientiert sich der Zinssatz an einem Referenzzins, dem 3-Monats-EURIBOR, und ist damit variabel. Das bedeutet für dich, dass du weniger gut planen kannst, da sich die Raten deines Darlehens jederzeit verändern können. Während dies bei einem Annuitätendarlehen durchaus Probleme bereiten kann, ist das Risiko bei einem Tilgungsdarlehen zwar auch vorhanden, aber etwas geringer. Der Grund dafür ist die effiziente Tilgung, die dafür sorgt, dass deine Restschuld schneller sinkt – und je geringer die Restschuld, desto geringer wirken sich Zinsänderungen am Ende aus. Nichtsdestotrotz bevorzugen die meisten Kreditnehmenden aufgrund der besseren Planbarkeit Darlehen mit Zinsbindung. Dabei gilt: Je niedriger die Zinsen aktuell sind, desto langfristiger solltest du sie dir sichern.

Tilgungsdarlehen berechnen: Ein Beispiel

Die folgende Beispielrechnung soll dazu dienen, die Systematik des Tilgungsdarlehens ein wenig greifbarer zu machen. Die Rahmenkonditionen des Beispielkredits lauten:

  • Darlehenssumme: 100.000 €
  • Tilgungsanteil pro Jahr: 10.000 € (entspricht 833,33 € pro Monat)
  • Laufzeit: 10 Jahre
  • Sollzins: 3,2 %

Bei Zahlung der ersten Monatsrate ist noch der gesamte Darlehensbetrag von 100.000 Euro zu tilgen. Bei einem jährlichen Zinssatz von 3,2 Prozent beläuft sich der Zinsanteil der ersten Rate auf 262,83 Euro. Der Tilgungsanteil liegt bei 833,33 Euro, was insgesamt einer Zahlung von 1.096,16 Euro entspricht.

Nach Ablauf des ersten Jahres hat der/die Kreditnehmer/in bereits 10.000 Euro getilgt und die Restschuld beläuft sich auf 90.000 Euro. Mit der Restschuld sinkt auch der Zinsanteil, sodass dieser bei der 13. Monatsrate nur noch 236,55 Euro beträgt. Da der Tilgungsanteil weiterhin konstant bei 833,33 Euro liegt, beträgt die gesamte Kreditrate in diesem Monat nur noch 1.069,88 Euro.

Bei der allerletzten Monatsrate bleiben noch genau 833,33 Euro zu tilgen. Der Zinsanteil beläuft sich entsprechend nur noch auf 2,19 Euro und die letzte Rate damit auf 835,52 Euro.

Hier das Ganze noch einmal im Überblick mit den Kreditraten, die jeweils zu Beginn eines neuen Jahres zu zahlen sind:

 RestschuldZinsanteilTilgungsanteilKreditrate
1. Rate100.000 €262,83 €833,33 €1.096,16 €
13. Rate90.000 €236,55 €833,33 €1.069,88 €
25. Rate80.000 €210,27 €833,33 €1.043,60 €
37. Rate70.000 €183,98 €833,33 €1.017,31 €
49. Rate60.000 €157,70 €833,33 €991,03 €
61. Rate50.000 €131,42 €833,33 €964,75 €
73. Rate40.000 €105,13 €833,33 €938,46 €
85. Rate30.000 €78,85 €833,33 €912,18 €
97. Rate20.000 €52,57 €833,33 €885,90 €
109. Rate10.000 €26,28 €833,33 €859,61 €
Letzte Rate833,33 €2,19 €833,33 €835,52 €

Der Einfachheit halber handelt es sich beim obigen Beispiel um ein Volltilgerdarlehen, bei dem die gesamte Darlehenssumme innerhalb der vereinbarten Kreditlaufzeit abbezahlt wird. Wie beim klassischen Annuitätendarlehen kann aber auch beim Tilgungsdarlehen eine Restschuld bleiben, für die du unter Umständen eine Anschlussfinanzierung benötigst. Wichtig ist dabei, dass du erneut alle deine Optionen vergleichst und unterschiedliche Angebote einholst. In den meisten Fällen ist eine Umschuldung günstiger als die Fortführung des Darlehens bei deiner jetzigen Bank.

Annuitätendarlehen oder Tilgungsdarlehen: Was ist der Unterschied?

Der große Unterschied zwischen Annuitätendarlehen und Tilgungsdarlehen besteht darin, dass die Kreditrate beim Tilgungsdarlehen sinkt, wohingegen sie beim Annuitätendarlehen immer konstant hoch bleibt.

Bei beiden Darlehensarten orientieren sich die Zinsen zwar an der Restschuld, weshalb der Zinsanteil sinkt, doch wird dies beim Annuitätendarlehen durch eine steigende Tilgungsrate ausgeglichen. Nichtsdestotrotz ist ein Tilgungsdarlehen aufgrund der gleichbleibenden und bereits anfänglich hohen Tilgung insgesamt schneller zurückgezahlt. Dies führt auch zu niedrigeren Zinszahlungen, weshalb das Abzahlungsdarlehen bei denselben Rahmenbedingungen etwas günstiger ist. Als Kreditnehmer/in musst du dafür allerdings die anfänglich hohen Kreditraten in Kauf nehmen.

Unterschiede zwischen Annuitäten- und Tilgungsdarlehen im Überblick:

TilgungsdarlehenAnnuitätendarlehen
Sinkende KreditrateGleichbleibende Kreditrate
Gleichbleibende TilgungSteigender Tilgungssatz
Sinkende ZinsenSinkende Zinsen
Im Vergleich schnellere TilgungIm Vergleich langsamere Tilgung
Im Vergleich geringere GesamtkostenIm Vergleich höhere Gesamtkosten

Vorteile und Nachteile des Tilgungsdarlehens

Der größte Vorteil des Abzahlungsdarlehens besteht in der schnellen und effizienten Tilgung, die dafür sorgt, dass du früher wieder schuldenfrei bist. Darüber hinaus darfst du dich über eine sinkende Rate und damit über eine stetig sinkende finanzielle Belastung freuen. Daran sind wiederum geringere Zinskosten geknüpft.

Nachteilig ist hingegen vorrangig die sehr hohe Anfangsbelastung. Bedenken solltest du auch, dass bei den meisten Tilgungsdarlehen keine Sondertilgungen vorgesehen sind: Kommst du also überraschend zu Geld, kannst du dies nicht so einfach für die schnellere Rückzahlung deines Kredits hernehmen. Problematisch ist auch, dass die meisten Banken Tilgungsdarlehen für Privatkunden/Privatkundinnen kaum noch anbieten. Das liegt in erster Linie daran, dass die Bonitätskriterien aufgrund der hohen Anfangsraten sehr hoch sind und damit viele Kreditnehmende vorab ausscheiden. Zum anderen hängt es aber auch mit den niedrigeren Umsatzmöglichkeiten für die Bank zusammen.

Vorteile:

  • Schnelle, effiziente Tilgung
  • Sinkende Raten
  • Geringere Gesamtkosten

Nachteile:

  • Hohe Anfangsbelastung
  • Hohe Anforderungen an Bonität des Kreditnehmers/der Kreditnehmerin
  • Meist keine Sondertilgungen möglich
  • Kaum noch verfügbar für Privatkunden/Privatkundinnen

Für wen eignet sich ein Tilgungsdarlehen?

Das Tilgungsdarlehen eignet sich vor allem dann, wenn du als Kreditnehmer/in über die nötigen Mittel verfügst, die anfänglich hohe Rate zu zahlen, und später von der niedrigeren Rate profitieren möchtest. Das könnte der Fall sein, wenn du das Darlehen eher spät aufnimmst und es noch bis nach Renteneintritt laufen soll. Während der Erwerbstätigkeit zahlst du dann die hohen Raten, während du dich später über eine geringere finanzielle Belastung freuen darfst. Dasselbe gilt, wenn du selbstständig oder freiberuflich tätig bist und aktuell – sowie voraussichtlich für die nächsten drei bis fünf Jahre – über ein solides und hohes Einkommen verfügst. Das freie Kapital, dass dir später aufgrund der geringeren Raten zur Verfügung steht, kannst du dann beispielsweise in Renovierungs- oder Modernisierungsarbeiten an deiner Immobilie investieren.

Eher weniger eignet sich das Abzahlungsdarlehen für Berufseinsteiger/innen und junge Familien. Oft fehlt es hier schlicht noch am nötigen Kapital, um die hohen Raten gut stemmen zu können. Ein Annuitätendarlehen eignet sich dann gegebenenfalls besser, da die finanzielle Belastung gleichmäßig auf die gesamte Kreditlaufzeit verteilt wird.

Fazit: Gleichbleibende Tilgung und sinkende Kreditraten

Bei einem Tilgungsdarlehen musst du zwar eine hohe Anfangsbelastung in Kauf nehmen, aber dafür darfst du dich später über geringere Kreditraten freuen. Das liegt daran, dass die Zinslast immer weiter abnimmt, die Tilgung aber gleich hoch bleibt. Da die Tilgung bei dieser Darlehensart auch anfangs schon eher hoch ist, bist du insgesamt schneller wieder schuldenfrei. Auch die Kosten sind bei vergleichbaren Konditionen geringer als beim klassischen Annuitätendarlehen. Wenn das Tilgungsdarlehen für dich infrage kommt, dann solltest du allerdings etwas mehr Zeit für die Kreditsuche einkalkulieren, denn aufgrund der geringen Gewinnaussichten bieten nur noch wenige Banken Abzahlungsdarlehen für Privatpersonen an.

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